Carl Moses (Wirtschaftsexperte für Südamerika, Buenos Aires)

6. September 2022, 19.15 Uhr

Saalbau Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248

 

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ordnet sich die Welt gerade neu. Die Demokratien Lateinamerikas werden dabei für Europa als Partner noch wichtiger. Der Mercosur ist trotz vieler Mängel das am weitesten fortgeschrittene Integrationsprojekt in der Region, seine Idee orientiert sich seit jeher an der EU. Das wirtschaftliche Potential Südamerikas ist immens, stark komplementär zur EU und nicht annähernd erschlossen. Gleichzeitig gefährdet der wachsende Einfluss Chinas die historisch gewachsene und immer noch starke Position Europas in Südamerika. Das wirksamste Mittel gegen den Vormarsch Chinas in der Region wäre die möglichst rasche Inkraftsetzung des in seinen Grundzügen bereits vereinbarten Abkommens zwischen EU und Mercosur.

Bei der sich gerade vollziehenden Neuaufstellung der Welt sollte klar sein, dass EU und Mercosur auf der gleichen Seite stehen. Doch der Mercosur fühlt sich zu recht von Europa vernachlässigt, in der EU wurde die historische und potenzielle Bedeutung Südamerikas lange unterschätzt. Es ist allerhöchste Zeit für einen Neuanfang. Sonst steuert der Mercosur in Gefilde, in denen er für uns verloren gehen könnte.

 

Zur Person des Vortragenden

Carl Moses ist Volkswirt (Uni Bonn) und arbeitet seit mehr als 30 Jahren als Berichterstatter, Analyst und Berater für Wirtschaft und Finanzen in Südamerika. Seit 1989 lebt er in Buenos Aires, zuletzt im halbjährlichen Wechsel mit dem Ahrtal bei Bonn. Moses ist freier Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung Germany Trade & Invest und berät Unternehmen bei ihrem Geschäft in Südamerika. Von 1997 bis 2020 berichtete er für die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus der Region.