Das Oroya-Fieber in den Andenländern – mehr als eine vernachlässigte Tropenkrankheit
Prof. Dr. Volkhard Kempf (Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Frankfurt)
12.09.2023, 19.30 Uhr
Saalbau Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248, 1. Etage (Anne-Frank-Saal)
Das Oroya-Fieber gehört zu den sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten; sie wird durch das Bakterium Bartonella bacilliformis hervorgerufen. Die in den Anden Südamerikas endemisch vorkommende Infektion hat unbehandelt eine Letalität von bis zu 90% und ist damit eine der tödlichsten Infektionskrankheiten überhaupt. Im Rahmen einer zweimonatigen Feldstudie im Amazonas-Hochland von Peru (Chachapoyas) Ende 2022 wurden in Zusammenarbeit mit peruanischen Forschern von der Universidad Cayetano Heredia in Lima Blutproben von 45 Patienten gewonnen, die gegenwärtig weiter analysiert werden.
Durch die Aufklärung der krankmachenden Eigenschaften des Erregers soll die Grundlage für die Entwicklung neuer Therapieoptionen – sog. „anti-Virulenz-Strategien“ – geschaffen werden. Zudem sollen neuartige Labor-Diagnostikverfahren das Verständnis der Epidemiologie der Erkrankung verbessern. Hierdurch kann ein wichtiger Beitrag zur Infektionskontrolle geleistet werden.
Prof. Volkhard Kempf, 1969 geboren, studierte Medizin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg sowie in Oxford / Großbritannien. Er wurde im Jahre 1999 mit einer Arbeit über die Immunabwehr bei bakteriellen Infektionen promoviert; 2006 habilitierte er über die bakteriellen Erreger des Genus „Bartonella“. Kempf ist Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (mit den Zusatzbezeichnungen „Krankenhaushygiene“ und „Reise- und Tropenmedizin“). Seit 2009 ist er Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Frankfurt und leitet das vom Robert-Koch-Institut benannte Konsiliarlabor für Bartonellen.