Dr. Detlev Ullrich, 17. Mai 2022, 19:15 Uhr

Saalbau Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248 (U-Bahn-Haltestelle Dornbusch)

Der amerikanische Doppelkontinent ist seit seiner „Entdeckung“ Ziel von Migranten aus aller Welt, vor allem aus Europa. Die USA ziehen Arbeitsmigranten und Flüchtlinge auch heute noch wie ein Magnet an. Ganz anders stellt sich die Lage südlich des Rio Grande dar: Hier hat sich seit den 1970er Jahren die Rolle als Aufnahmeregion für Zuwanderer zunehmend in ihr Gegenteil verkehrt. Neben den vielen Millionen von Binnenvertriebenen und Schutzsuchenden, die innerhalb der Region unterwegs sind, suchen immer mehr Menschen ihr Heil außerhalb Lateinamerikas, vor allem in den USA und den Ländern Europas. Und gäbe es für die Ausreisewilligen an den Grenzen dieser Staaten keine Hindernisse, wäre die Abwanderung noch viel größer.

Der Vortrag zeichnet diese Entwicklung nach, stellt sie in den Zusammenhang der Migrationsgeschichte Lateinamerikas und beleuchtet ihre Ursachen. Am Beispiel regionaler Hotspots (El Salvador, Venezuela) wird deutlich gemacht, dass die derzeitigen Massenauswanderungen Ausdruck einer schweren ökonomischen, sozialen und politischen Krise sind.

Zur Person des Vortragenden

Detlev Ullrich ist Physiker und promovierter Sozialwissenschaftler. Mit Lateinamerika beschäftigt er sich seit den späten 1970er Jahren. Nach einem mehrjährigen Forschungs- und Arbeitsaufenthalt in Venezuela ging er Mitte der 1980er Jahre zur Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), wo er fast 30 Jahre lang in verschiedenen Funktionen tätig war, davon acht Jahre als Leiter eines deutsch-brasilianischen Umwelt- und Energieprogramms mit Sitz in Rio de Janeiro. Seit Oktober 2021 ist er Präsident der DIAG.